Kommunismus

Freie Assoziation? – Tagung zu antiautoritärem Kommunismus

Gesellschaftliche Planung jenseits von Klassen und (Lohn-)Arbeit

Aufnahmen von der Tagung findet ihr hier.

Neueste Informationen und Programm findet ihr jetzt hier: https://utopie-netzwerk.de/freie-assoziation/

„Nach der Erfahrung des autoritären Sozialismus können wir uns schlechterdings nicht mehr darauf hinausreden von der anvisierten Welt ließen sich keine Bilder malen, stattdessen steht die Linke vor der Aufgabe wie ihre Bilder der Zukunft sich von den bekannten Bildern der Vergangenheit unterscheiden lässt. Wie sich verhindern lässt, dass ihr Traum sich zum Albtraum verwandelt“ (Adamczak 2020)

Termin: 28.-30. Mai; Ort: Digital

In den letzten Jahren lebte die Debatte um Gesellschaftsentwürfe und Utopien jenseits von Klassen und (Lohn)Arbeit auf. Das Bilderverbot bröckelt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Legitimationskrise der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft. Am 28. Mai 1871 wurde die Pariser Commune niedergeschlagen, 150 Jahre später kämpfen Menschen noch immer für eine Gesellschaft jenseits von Klassen, (Lohn-)Arbeit und Herrschaft – egal ob sie diese nun Kommunismus, Sozialismus oder Anarchismus nennen. Das Geschichtsvertrauen des 19. Jahrhundert machte es nicht weiter notwendig diese Gesellschaft genauer zu bestimmen, sie war als Resultat von Kämpfen sicher verbucht. Die Geschichte zerbrach dieses Vertrauen, sodass emanzipatorische Linke heute aufgefordert sind aus den alten Fehlern und Erfolgen zu lernen und eine Verständigung über die Grundzüge einer klassenlosen Gesellschaft allemal sinnvoll erscheint. Die Debatte bleibt jedoch häufig vereinzelt und verstreut, sodass wir auf der Tagung hoffen Vertreter*innen einer Planung jenseits von Staat und abstrakter Arbeit (Rätekommunismus, kommunistischer Anarchismus, libertärer Kommunismus, Commonismus, etc.) zusammenbringen um zentrale Fragen der Entscheidungsfindung, Koordination und Planung weiter zu entwickeln. Denn vor Hintergrund vielfältiger historischer Erfahrung mit markt- und staatssozialistischen Gesellschaften und ihre fortbestehende Vergesellschaftung über Arbeit, stellt sich weiterhin die Frage wie Besonderes und Allgemeines zu vermitteln sind.

Was kann an die Stelle von Markt und Staat treten? Wie koordiniert und plant sich eine global vernetzte Assoziation der Re/Produzent*innen? Wie erreicht sie globale Verbindlichkeit bspw. bei Klimafragen und wie verhindert sie neue Machtstrukturen? Können Rätestrukturen helfen und machen diese nur Vorschläge oder können sie ihre Vorschläge gesellschaftlich durchzusetzen – wäre die Räte damit quasi-staatlich? Ist die Güterverteilung nicht mehr an Macht und Leistung gekoppelt – wie werden unbeliebte Aufgaben verteilt und organisiert? Welche gesellschaftliche Mechanismen verhindern Diskriminierung oder machen sie gar überflüssig? Wie trifft solch eine Gesellschaft Entscheidungen und löst Konflikte? Wie geht sie mit ökologischen Grenzen um und verteilt knappe Ressourcen? Was bedeutet die Vergesellschaftung von Produktionsmittel und Konsumtionsmittel konkret? Wer verfügt über die Produktionsmittel und wer verteilt die Produkte? Die Tagung möchte in solidarischen Streit diese Frage vertiefen und mögliche Antworten diskutieren.

TAGUNG

“Stellt man sich die Revolution dagegen nicht als das blaue Wunder vor, als etwas, das die Proletarier im Eifer des Gefechts beinahe aus Versehen machen, spontan und ohne jedes vorab gefasste Ziel […] dann scheint eine Verständigung über die Grundzüge einer klassenlosen Gesellschaft allemal sinnvoll” (FreundInnen der klassenlosen Gesellschaft 2018: 16)

Die Tagung findet als 2,5tägige Veranstaltung vom 28.-30. Mai in Göttingen statt, in der Hoffnung, dass dann Präsenzveranstaltungen möglich sein könnten, ansonsten digital. Geplant ist die Tagung für 20-40 Personen in Präsenz, die sich schon vertieft mit den Fragen auseinandergesetzt haben. Wir fokussieren somit auf inhaltlichen Austausch, Kontoverse und Vernetzung. Die Formate variieren zwischen Vorträgen mit Nachbesprechung und stärker diskussionszentrierten Formaten.

Ergebnisse wollen wir in Form von Aufzeichnungen möglicherweise Videomitschnitten einiger Formate (z.B. Inputs, Diskussionen) veröffentlichen. Je nach Kapazitäten sind hybride Format möglich, indem Interessierte digital an bestimmten Inputs und Podiumsdiskussionen teilnehmen können und/oder digitale Zusatzformate angeboten werden. Zusätzlichen wollen wir Referent*innen einladen, ihre Vorträge in Form von Texten zu veröffentlichen, um die Inhalte auch schriftlich einem breiteren Publikum vermitteln zu können, hierfür haben wir Kontakt zu Verlagen und Magazinen aufgenommen.

Diese Tagung dient der Vertiefung von Gesellschaftsentwürfen jenseits der (Lohn-)Arbeit, gleichzeitig wird eine andere Tagung organisiert, die darauf abzielt Vertreter*innen eines direkten Übergangs in die befreite Gesellschaft zusammenzubringen mit Vertreter*innen einer markt- oder staatssozialistischen Übergangsgesellschaft. Diese Tagung wird einige Monate später stattfinden.

Bisherige Teilnehmer*innen u.a. Antje Schrupp, Bini Adamczak, Friederike Habermann, Markus Wissen, Michael Heinrich, Peter Seyferth, Stephan Lessenich (vsl.), Ulrich Brand.

MÖGLICHE THEMEN (NUR VORSCHLÄGE):

„Die Zeit ist vorbei, wo es genügte, nur die Aufhebung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln zu fordern. Es ist ebenfalls unzureichend, nur die Abschaffung der Lohnarbeit zu verlangen. Diese Forderung hat für sich allein nicht mehr Konsistenz als eine Seifenblase, wenn man nicht weiß, wie man die ökonomischen Grundlagen schaffen muß, auf der es keine Lohnarbeit mehr gibt“ (Meijer 1938/1971)

  • Vergesellschaftung, betriebliche Selbstverwaltung und Allgemeinheit: Wer entscheidet über Produktionsmittel und wer verteilt Güter und Dienstleistungen?
  • Müllabfuhr und das Jenseits des Arbeitszwangs – Organisation unbeliebter Aufgaben
  • Verbindlichkeit, Sanktion und Recht jenseits der/s Gewalt(-monopols)
  • Klima, ökologische Grenzen und kommunistische Naturverhältnisse
  • Geschlecht, Kultur, Alter und Diskriminierung in der befreiten Gesellschaft
  • Lose Föderation oder feste Assoziation: Anarchistische Dezentralität und kommunistische Zentralismus?
  • Kommunistischer Anarchismus, Rätekommunismus, Commonismus u.ä.

EINREICHUNG UND WICHTIGE DATEN

„Die Gefahr der Diktatur der utopischen Fantasie ist begrenzt. Ich würde sogar sagen andersherum: Ein breiter Diskurs über mögliche Zukünfte kann sogar helfen Autorität abzubauen, indem er das Gespräch pluralisiert, öffnet, transparent macht und die Möglichkeit der Partizipation, der Teilhabe, der gemeinschaftlichen Konstruktion einräumt“ (Adamczak 2020)

Als Beiträge suchen wir v.a. Inputs von 20-30 min. Länge, falls ihr lieber etwas anderes einbringen wollt, meldet euch gerne. Für die Einreichung könnt ihr uns gerne informelle Abstracts von nicht allzu großer Länge (max. 2.500 Zeichen) bis zum 12. März 2021 an simeon.sutter(at)gmail.com schicken. Ist es euch lieber, werden wir versuchen eine Onlineteilnahme zu ermöglichen.

Wir freuen uns auf eure Beiträge,

euer Orgateam aus dem Utopie Netzwerk